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Interview mit Achim Brauer bzgl. Kitas

  1. Eine Bürgerin aus Bergheim-Mitte wünscht sich wohnortnahe Kindertagesstätten (Kitas), sodass Eltern ihre Kinder nicht durch die halbe Stadt kutschieren müssen, um zur Kita zu gelangen. Unterstützt MDW den Wunsch nach wohnortnahen Kitas? Was sind die Vorteile wohnortnaher Kitas?

    Wir unterstützen diese Forderung mit voller Überzeugung, da sie ausschließlich Vorteile bietet. Die anderen Lösungen sind in der Regel "faule" Kompromisse.
    Für die kurzen Wege spricht:
    • Die Kinder können spätestens im Vorschulalter den Weg zur KiTa selbst gehen und so erste Schritte in die Selbstständigkeit wagen.
    • Elterntaxi kann weitgehend vermieden werden. Das ist aus ökologischen, pädagogischen und verkehrstechnischen Gründen sinnvoll.
    • Eine zeitnahe Planung ist notwendig, da das Verschieben der Kinder durch die Stadt nicht mehr möglich ist, wenn die ortsnahe Unterbringung verpflichtend wird

  2. Nach welchen Kriterien sollten Kitas "ihre" Kinder aussuchen? Sollte die Konfession des Kindes eine Rolle spielen?

    1. Kindeswohl (hierzu gehört die Berücksichtigung besonderer Lebenslagen – Erkrankung oder Tod von nahen Angehörigen des Kindes, Entwicklungsverzögerungen, Geschwisterkind ist schon in der Kita, Handicap etc…)
    2. Wohnortnähe zur Kita
    3. Trägerspezifische Vorstellungen – dazu können gehören Schwerpunkte in der Pädagogik (Naturpädagogik aber auch weltanschauliche oder religiöse Festlegungen oder auch eine weltanschaulich und religiös ungebundene Pädagogik)
    4. Vereinbarkeit Familie Beruf

      Es sind weitere Kriterien denkbar. Sie sollten aber alle transparent dargestellt und nach Punktsystem gewichtet sein.
      Am Beispiel oben könnte man bei Vorhandensein folgende Punkte vergeben:

      1 gleich 5 Punkte
      2 gleich 4 Punkte
      3 gleich 2 Punkte
      4 gleich 1 Punkt

      Die höchste Punktzahl entscheidet im Zweifelsfall (fehlende Plätze für alle) über die Vergabe.
      Grundsätzlich sollte das KiTa Angebot flexibler sein und den tatsächlichen Bedarf abdecken. Dadurch könnten mehr Kinder bei gleichen Räumen und Personal betreut werden.

  3. Inwiefern kann der Stadtrat bzw. die Stadtverwaltung dafür sorgen, dass Kitas diese Kriterien bei der Auswahl der Kinder berücksichtigen? (Antwort aufschlüsseln nach städtischen Kitas, kirchlichen Kitas und anderen Kitas in freier Trägerschaft)

    Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien kann bei der Vergabe neuer Trägerschaften entsprechende Kriterien festlegen.
    Der Ausschuss sowie der Stadtrat sind bei der Gestaltung frei, müssen nur die Vorgaben des Geldgebers (Land NRW KiBiz) erfüllen.
    Die Kriterien können für alle Träger bindend sein, es muss nur damit gerechnet werden, dass einzelne Träger nicht bereit sind, unter neuen Kriterien die KiTa weiterzubetreiben. So könnten Kirchen sich zurückziehen, wenn eine Bevorzugung ihrer Glaubensbrüder und Schwestern erschwert wird.

  4. Warum wurde das Prinzip "Kurze Beine - kurze Wege" bisher nicht umgesetzt? Ist das Verfahren zur Vergabe der Kitaplätze transparent? Welche Interessen sind hier im Spiel? Was müsste verändert oder verbessert werden?

    Durch das einklagbare Recht der Eltern, ihr Kind ab 3 Jahren in den Kindergarten bringen zu dürfen, ist ein hoher Bedarf entstanden. Zusätzlich wurden Baugebiete entwickelt, ohne für den steigenden Bedarf zu planen. Seitdem werden Kinder scheinbar willkürlich im Stadtgebiet verteilt. Das Verfahren ist nicht transparent. Menschen, die einen guten Kontakt zu Verwaltung, Trägern und Politik haben, sind im Vorteil, solange es keine transparenten Vergabeverfahren gibt.

  5. Wie viel Geld aus dem städtischen Haushalt erhalten Kitas von kirchlichen und von anderen freien Trägern? Welche Bedingungen sollten Kitas erfüllen, damit sie von der Stadt finanziell gefördert werden?

    Die Bedingungen und Höhe der Zuwendung sind von der gewählten Gruppenstruktur abhängig und wird auch durch da KibiZ
    https://www.mkffi.nrw/sites/default/files/asset/document/neues_kibiz_ab_01.08.2020.pdf festgelegt.

    Die Stadt ist dabei frei, den Eigenanteil zu bestimmen, den ein Träger erbringen muss, sie kann auch höher fördern, als vom KiBiz vorgesehen.
    In der Regel ist der städtische Kindergarten dadurch der Teuerste, da vom Land die geringste Förderung erfolgt.
    Kirchliche Träger haben früher einen höheren Eigenanteil erbracht als andere Freie Träger, heute gleicht sich das fast vollständig an.

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